Datenschutz ist Chance für personalisierte Medizin

Zürich – Daten spielen in der Medizin eine immer wichtigere Rolle. Schweizer Unternehmen stehen dabei im Wettbewerb mit Firmen aus Ländern, in denen ein geringerer Datenschutz herrscht. ETH-Professor Ernst Hafen sieht das aber sogar als Chance.

Pharmafirmen wie Roche investieren viel Geld in Übernahmen von Unternehmen, die über Patientendaten verfügen. Durch diese Daten können sie effizientere Behandlungen für die personalisierte Medizin entwickeln, erläutert Ernst Hafen, Professor am Institut für Molekulare Systembiologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), in einem Artikel der ETH. „Wir in Europa und der Schweiz mit unseren fragmentierten Gesundheitssystemen und den starken Datenschutzgesetzen stehen in Konkurrenz mit dem marktorientierten Gesundheitsdatenmodell der USA und dem staatlich kontrollierten Modell Chinas“, ergänzt Hafen, der auch Vorstandpräsident des Bio-Technoparks Schlieren-Zürich ist. Doch den starken Datenschutz in Europa und in der Schweiz sieht er dabei sogar als Chance.

So können Bürger in Folge der neuen europäischen Datenschutzgrundverordnung selbst entscheiden, wer Zugang zu ihren Daten erhält und haben damit eine starke Position. „Damit sie diese ausspielen können, braucht es jedoch einen neuen Rahmen, in dem die Bürger die Kopien ihrer personenbezogenen Daten sicher speichern, zusammenführen und den Zugang kontrollieren können“, so Hafen. Denn der wahre Wert der Daten liegt in dieser Zusammenführung, durch die Kombination von Daten entstehen erst Erkenntnisse, die für die personalisierte Medizin relevant sind. Die Schweiz ist nach Meinung von Hafen prädestiniert dafür, einen solchen neuen Rahmen zu bieten.

Einerseits würden zahlreiche führende Experten für Datensicherheit und Cloud Computing an Schweizer Universitäten arbeiten. Andererseits wäre das Vertrauen in den Datenschutz aufgrund der strengen Bestimmungen gegeben. Einen entsprechenden Ansatz haben ETH und Berner Fachhochschule mit der Datenplattform der Midata-Personaldatengenossenschaft bereits entwickelt. Personen können auf dieser Plattform all ihre Daten speichern, also auch Informationen von mobilen Sensoren in Smartphones, und behalten die volle Kontrolle über den Zugang zu ihren Daten. Die Einnahmen gehen an die Genossenschaft.

So kann nach Meinung von Hafen ein „demokratisch kontrolliertes Datenökosystem“ anstelle der aktuellen Datenmisere treten. Voraussetzung dafür sei, „dass die Bürger in Europa ihr Recht auf eine Kopie ihrer Daten einfordern, ihre Daten für persönlich gewählte Dienstleistungen verwenden und der Forschung zur Verfügung stellen“. jh

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