Im Schlieremer Genetikzentrum werden Rätsel gelöst

Schlieren ZH – Die Stiftung für Menschen mit seltenen Krankheiten betreibt in Schlieren ein Genetikzentrum. Dort kommen die Forscher mit aufwendiger und teilweise jahrelanger Arbeit seltenen Krankheiten auf die Spur.

Deborah Balz hat lange Jahre an einer seltenen und genetisch bedingten Krankheit gelitten. Noch schlimmer als die Krankheit selbst war dabei, dass ihr kein Arzt helfen konnte, wie aus einem Artikel der „Neuen Zürcher Zeitung“ hervorgeht. So wurde bei Balz ein psychologisches Problem diagnostiziert, einfach, weil keiner der behandelnden Ärzte in der Lage war, die Krankheit zu entdecken. Balz hat im Genetikzentrum der Stiftung für Menschen mit seltenen Krankheiten nach Jahren endlich Antworten gefunden. Und auch erste wirksame Behandlungen. Nachdem sie mehr als vier Jahre lang im Rollstuhl gesessen hat, kann sie inzwischen wieder selbstständig einige Schritte machen.

Gabor Matyas, Spezialist für medizinische Genetik im Schlieremer Genetikzentrum, hat sich dafür in mühsamer und jahrelanger Arbeit mit den Genen von Balz beschäftigt. „Sie müssen sich den Zellkern wie eine grosse Bibliothek vorstellen“, wird dazu Caroline Henggeler zitiert, stellvertretende Geschäftsleiterin der im Bio-Technopark Schlieren-Zürich ansässigen Stiftung. „In dieser Bibliothek stehen unzählige Bücher, deren Texte zusammengenommen aus 3 Milliarden Buchstaben bestehen.“ Für Genetiker wie Matyas besteht die Aufgabe darin, in diesen Milliarden an Buchstaben einen Fehler zu entdecken. Eine Abweichung, welche eine seltene Krankheit auslöst.

In den meisten Fällen hat das Genetikzentrum dabei Kosten von jeweils 16.000 Franken. Die Krankenkassen übernehmen 6000 Franken, das restliche Geld kommt von der Stiftung, die wiederum auf Spenden angewiesen ist. Viele der Geräte im Genetikzentrum konnten aufgrund besonders günstiger Preise angeschafft werden. „Mich erstaunt dabei immer wieder, dass die kleinen Firmen grosszügiger sind als Grosskonzerne“, so Matyas. „Wir müssen um Spenden betteln, um eine Lücke im Gesundheitssystem zu füllen.“ Hinzu kommen juristische Auseinandersetzungen mit Krankenkassen wegen der Nicht-Erfüllung finanzieller Leistungen.

Für Patienten wie Deborah Balz zahlt sich die engagierte Arbeit von Henggeler, Matyas und ihren Kollegen aus. Zwar bedeutet eine Diagnose noch keine automatische Heilung. Aber zumindest wird damit die Voraussetzung für eine Therapie geschaffen. jh

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